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Was Sie schon immer über den Schlaf wissen wollten

Schäfchenzählen, um einzuschlafen? Besser nicht. Überraschende Antworten auf sieben Fragen

Warum müssen wir schlafen?

Obwohl der Mensch schläft, seit er auf der Welt ist, und der Schlaf schon seit Langem erforscht wird, gibt es immer noch vieles, was man über ihn nicht weiß. Sicher ist, dass wir uns während des Schlafens in einem Zustand zwischen Bewusstsein und Bewusstlosigkeit befinden. Der Körper ruht, das Gehirn arbeitet. Schlaf ist überlebenswichtig. Während des Schlafs wird Energie bereitgestellt, um Giftstoffe aus dem Körper abzutransportieren. Schlaf stärkt das Immunsystem. Er trägt dazu bei, Lerninhalte zu festigen. Gefühle werden im Schlaf verarbeitet und Zellen repariert. Man kann sagen: Schlafen ist eine Verjüngungskur. Deshalb sagt man nach einer besonders erholsamen Nacht: Ich fühle mich wie neugeboren.

Warum werden wir abends müde und wachen morgens auf?

Das liegt am „zirkadianen” Rhythmus (Tag-Nacht-Rhythmus), bekannt auch als „innere Uhr”. Sie sorgt dafür, dass wir zum Beispiel tagsüber wach sind und nachts schlafen. Nehmen die Augen über die Netzhaut kein Licht mehr auf, schüttet der Körper automatisch das Schlafhormon Melatonin aus, das in der Zirbeldrüse gebildet wird. Mit der Rückkehr des Lichts hört die Ausschüttung auf. Für die Gesundheit ist es unabdingbar, in Harmonie mit der inneren Uhr zu leben. Wer im Bett bis spät nachts mit dem Handy beschäftigt ist, braucht sich nicht zu wundern, wenn sich die Müdigkeit nicht einstellen will: Das blaue Bildschirmlicht verhindert die Ausschüttung von Melatonin.

Warum fallen kleine Kinder beim Schlafen aus dem Bett, Erwachsene hingegen nicht?

Erwachsene bewegen sich während des Schlafens nur kaum. Die Muskeln sind wie stillgelegt. Verändern sie die Schlafposition, dann im Halbschlaf, kurz bevor sie wieder einschlafen. Dass sie nicht aus dem Bett herausfallen, ist auf einen Lernprozess zurückzuführen, der im Laufe des Heranwachsens unbewusst vollzogen wird. Kleine Kinder legt man deshalb vorsichtshalber in ein Gitterbett – sie müssen das Nicht-herausfallen erst lernen, so wie sie auch das Sprechen und Gehen lernen müssen.

Warum schläft man die erste Nacht in einem fremden Bett selten gut?

Die Antwort gab 2016 ein Forscher*innenteam aus den USA: Es fand heraus, dass die linke Hirnhälfte aufgrund der ungewohnten Umgebung in einer Art Habacht-Stellung verharrt. Name des Phänomens: Ein-Hemispheren-Schlaf – die eine Hirnhälfte wacht, während die andere schläft. Bekannt ist diese Asymmetrie zum Beispiel bei Walen und Delfinen. Womöglich „haben unsere Gehirne ein Miniatur-System dessen, was Wale und Delfine haben”, sagt Yuka Sasaki, US-Professorin für kognitive Linguistik und Psychologie. Die Erkenntnisse verleiteten Experten zu der Vermutung, dass Menschen mit chronischen Schlafproblemen unter einem Zustand permanenter Erregtheit leiden. Was in dem Fall helfen kann, sind zum Beispiel Entspannungstechniken.

Warum gähnen wir?

Schwierige Frage. Noch immer hat die Wissenschaft keine befriedigende Antwort darauf gefunden. Erwachsene gähnen im Schnitt acht- bis zehnmal täglich, meist nach dem Mittagessen sowie in den Abendstunden. Doch warum? Lange Zeit kursierte die Hypothese, Gähnen sei ein Zeichen mangelnder Sauerstoffversorgung. 1987 wurde sie widerlegt. Eine andere Hypothese: Gähnen macht munter. Wurde ebenfalls widerlegt. Hypothese drei: Gähnen kühlt das Hirn. Ist nach wie vor umstritten. Nach aktuellem Wissensstand hat das Gähnen keine körperliche Funktion, sondern eine kommunikative. „Der einzige bisher nachgewiesene Effekt des Gähnens ist seine Fähigkeit, Menschen, Affen und Hunde anzustecken”, sagt der Schweizer Neurologieprofessor Adrian G. Guggisberg.

Wieviel Schlaf braucht der Mensch?

Das Schlafbedürfnis ist so individuell wie der Fingerabdruck und hängt unter anderem von der genetischen Disposition, dem Alter und dem Gesundheitszustand ab. In der Regel brauchen Erwachsene täglich zwischen sieben und neun Stunden Schlaf. Dabei sind Quantität und Qualität des Schlafes gleichermaßen wichtig. Nicht entscheidend ist hingegen, acht Stunden am Stück durchzuschlafen. Es schadet nicht beziehungsweise ist ganz normal, mehrmals in der Nacht aufzuwachen. Hauptsache, man schläft zügig wieder ein.

Funktioniert Schäfchenzählen wirklich?

Eher nicht. Der Grund: Es ist zu einfach, zu langweilig, und zögert das Einschlafen deshalb tendenziell eher hinaus. Als Einschlafhilfe besser geeignet sind interessantere geistige Aktivitäten, die Energie verbrauchen, sodass man irgendwann müde und bereit zum Schlafen ist. Zum Beispiel: Stellen Sie sich einen Ort vor, an dem Sie sich wohlfühlen, und zwar in allen Details: Wie riecht es? Hören Sie Musik? Oder Vögel zwitschern? Sich etwas Angenehmes vorzustellen, wirkt beruhigend auf Körper und Geist.

Quellen: Heather Darwall-Smith, Guter Schlaf, Dorling Kindersley London 2021, 16,95 Euro; swr.de/wissen; www.cell.com/current-biology/fulltext/S0960-9822(16)30174-9

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